erster Teil von drei
03.-04.10. + 05.-06.12.2026 + 27.-28.02.2027
Seminarleitung: Jens Tiedemann
Seminarort: Akademie für integrative Traumatherapie, Zur Börse 2, 10247 Berlin
Seminarzeiten: je Samstag 09.30-17.30 Uhr, Sonntag 09.30-15.30 Uhr
Die Affektregulationstheorie und -therapie nach Allan Schore bietet einen psychodynamischen Rahmen für die Arbeit mit frühkindlichen Bindungsverletzungen und komplexen Traumatisierungen. Sie erweitert die klassische Bindungstheorie zu einem neurobiologisch fundierten Ansatz, in dem die Dysregulation von Affekten als zentrales Merkmal bindungsbasierter Traumata verstanden wird. Der Fokus der Traumabearbeitung liegt hierbei auf der Unterregulierung (Affektüberflutung bzw. Intrusion) und Überregulierung (Dissoziation), wie sie bei Menschen mit einem Bindungstrauma oder relationalen Traumata regelhaft auftreten. Die Affektregulationstheorie und die daraus entwickelten Techniken bringen Effizienz, Affekt und den Körper in psychodynamische Behandlungsansätze ein. Der Kerngedanke ist hierbei, dass die Affekttoleranz von traumatisierten Menschen verbessert und affektive Resilienz aufgebaut werden soll.
Seminarblock 1: Affektregulation und Bindungstrauma – theoretische Grundlagen und erste Praxisimpulse
Im ersten Seminarblock werden die Grundlagen der Affektregulationstheorie vorgestellt, die die Erkenntnisse der klassischen Bindungstheorie, Neurowissenschaften, Interpersonaler Neurobiologie, Säuglingsforschung und relationaler Psychoanalyse verbindet.
Anhand von Fallvignetten (des Seminarleiters bzw. der Teilnehmer) soll darauf aufbauend dargestellt werden, wie in einer relationalen Traumabearbeitung die BehandlerIn dabei helfen kann, die mit dem Trauma verbundenen Gefühle in erträglichen Dosen erneut zu erleben und dabei nicht übermäßig zu dissoziieren, wenn diese auftauchen.
Seminarblock 2: Scham als Schlüsselemotion bindungsbasierter Traumatisierung
Im 2. Seminarblock soll es um den traumatherapeutisch äußerst zentralen Affekt der Scham gehen. Die Unfähigkeit, Scham zu regulieren, ist das Kennzeichen einer unsicheren oder desorganisierten Bindung; übermäßige, nicht-mentalisierte Scham, die aus Brutalisierungserfahrungen resultiert, kann als Urtrauma des Selbst verstanden werden das einen Schatten von gestörter Affektregulation und dissoziierter Scham hinterlässt. Die Arbeit mit schamvulnerablen Menschen soll anhand von Fallvignetten und der Arbeit in Kleingruppen vertieft werden.
Seminarblock 3: Intersubjektivität und Enactment in der Arbeit mit Bindungstraumatisierten
Im 3. Seminarblock soll die intersubjektive Arbeit mit traumatisierten Menschen fokussiert werden, wie sie sich im Enactment der therapeutischen Beziehung in-Szene-setzt. Die therapeutische Arbeit „vom rechten Gehirn der TherapeutIn zum rechten Gehirn der PatientIn“ ist hierbei entscheidend. Kerngedanke ist, dass die „Affektregulationsfenster“, d.h. die Fähigkeit, Gefühle in erträglicher Intensität auszuhalten, verbessert werden soll. Dies schließt aus intersubjektiver Perspektive auch die Affektregulierung der BehandlerIn mit ein, die besonders in der Arbeit mit Traumatisierten herausgefordert wird. In der Kleingruppenarbeit soll dies vertieft werden.
Seminarkosten: komplettes Curriculum 1680€
Für dieses Seminar beantragen wir Fortbildungspunkte bei der PTK Berlin. Einem Urteil des Berliner Verwaltungsgerichtes folgend, können nur noch Fortbildungen zertifiziert werden, in denen überwiegend approbierte PsychotherapeutInnen teilnehmen, oder an denen verschiedene Berufsgruppen teilnehmen, die in enger Kooperation eine Patienten-/Klientengruppe behandeln. Da dies von den angemeldeten TeilnehmerInnen abhängt, können wir eine Zertifizierung der Fortbildung nicht garantieren und erst nach erfolgreicher Anerkennung durch die Psychotherapeutenkammer bestätigen.