20.-21.09.2025
Seminarleitung: Alexander Reich
Seminarort: Akademie für integrative Traumatherapie, Zur Börse 2, 10247 Berlin
Seminarzeiten: Samstag 9.30 – 17.30 Uhr, Sonntag 9.30 – 15.30 Uhr
Traumatisierungen sind in ihrer Wurzel physiologische Erfahrungen mit psychologischen Konsequenzen. Traumaforschung, Neurobiologie und Psychoneuroimmunologie bestätigen diese Sichtweise.
Traumatisierende Erfahrungen aktivieren Überlebensreaktionen im Nervensystem. Am bekanntesten sind:
- Fight-or-Flight-Mechanismus: Bei einem traumatischen Ereignis aktiviert der Körper automatisch das sympathische Nervensystem (SNS). Dies führt zu physiologischen Veränderungen wie erhöhter Herzfrequenz, verstärkter Atemfrequenz und der Ausschüttung von Stresshormonen wie Adrenalin und Cortisol und bereitet in einer bedrohlichen Lage auf Kampf oder Flucht vor.
- Freeze-Reaktion: Wenn Flucht oder Kampf nicht möglich sind, schaltet das parasympathische Nervensystem (PNS) in eine “Einfrieren”-Reaktion, die den Körper in einen Zustand der Immobilität versetzt. Dieser Mechanismus ist tief in der Evolution verwurzelt und dient dem Schutz. Die Person ist hierbei weiterhin in einem Zustand erhöhter Wachsamkeit.
- Shutdown/Collapse: Geht das Nervensystem der betroffenen Person von einem relativ sicherem Tod aus, kommt es zum Kollaps. Dies ist der letzte Rettungsanker des Nervensystems um wahlweise das Leben zu retten (Totstellreflex) oder den mit dem Ereignis verbundenen Schmerz zu reduzieren.
Trauma wirkt unmittelbar auf den Körper und beeinflusst seine Regulation tiefgreifend, daher sollte Traumatherapie immer auch die mit einer PTBS einhergehende physiologische Dysregulation aufgreifen und den Betroffenen (Selbst-) Regulationsmechanismen vermitteln.
In diesem Seminar werden neben den physiologischen Mechanismen der Traumatisierung diverse körpertherapeutische Interventionen vermittelt, die Sie in Ihrer Arbeit mit Traumatisierten Personen einsetzen können. Primärer Fokus liegt hierbei auf dem Körpergewahrsein der Klient:innen mit dem Ziel der Selbstregulation, der Ressourcenstärkung und der Erforschung tiefer Mechanismen von Selbstschutz.
Folgende Aspekte stehen hierbei im Zentrum:
- Welche physiologischen Mechanismen wirken sich auf traumatisierte Personen aus?
- Wie arbeiten wir mit Personen, die ihren Körper als „Feindesland“ wahrnehmen und sich von diesem dissoziieren?
- Wie kann ich bzw. sollte ich überhaupt in Körperkontakt gehen mit Personen, die massive Grenzüberschreitungen erlebt haben?
- Welche körpertherapeutischen Interventionen sollten nicht oder nur mit großer Vorsicht angewandt werden?
In diesem Seminar werden kleine, leicht durchführbare, körperbezogene Interventionen vermittelt, die unabhängig von Ihrer Grundausbildung anwendbar sind. Dabei kommen unter anderem Ansätze aus dem Focusing, dem Somatic Experiencing und dem Brainspotting zum Einsatz.
- Atemübungen
- Übungen zur Stärkung des Körpergewahrseins / der Interozeption
- Körperbezogene Übungen zur Stabilisierung
- Pendeln zwischen Körperressource und negativ aktivierten Körperarealen
- Bindungsdynamische Übungen zur Erfahrung und Regulation bei Nähe/Distanzthematiken
- Wie unterscheide ich zwischen Freeze und Shutdown und welche Interventionen sind bei den jeweiligen Zuständen angebracht? Wie unterstütze ich meinen Klient:innen, wieder in die Mobilisation zu kommen?
Dieses Seminar ist offen für alle Berufsgruppen, die in ihrem beruflichen Alltag mit von Trauma betroffenen Personen in Kontakt stehen.
Kosten: 420€